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Hellsichtiger Blick in die Zukunft: Das “Telephon in der Westentasche”

In einem im Jahre 1910 erschienenen Sammelband mit dem Titel Die Welt in 100 Jahren prophezeite der US-Journalist Robert Sloss hellsichtig, dass schon bald “jedermann sein eigenes Taschentelephon haben” und es ohne Unterlass mit sich tragen werde. “Überall”, so Sloss, werde schon in naher Zukunft jeder Mensch “mit der übrigen Welt verbunden sein, mit ihr sprechen und sich mit ihr verständigen können, und er wird sie sehen, wenn er sie sehen will …”.

Von den insgesamt 23 im besagten Band versammelten Beiträgen, in denen sich verschiedene, zum Teil auch prominente Autorinnen und Autoren Gedanken über die Zukunft machen, ist der Essay “Die drahtlose Gesellschaft” von Robert Sloss wohl derjenige Text, der mit seinen Voraussagen zur der Entwicklung der Telekommunikation die heutige Zeit am präzisesten vorwegnahm.

Das “Telephon in der Westentasche”, dessen war sich Sloss sicher, werde in der kommenden “drahtlosen Gesellschaft” grosse Umwälzungen bewirken. So werde man in Zukunft ohne physische Anwesenheit an jedem kulturellen Event und an jeder Konferenz irgendwo auf dem Erdball teilnehmen können, egal, wo man sich tatsächlich gerade befinde. Für ihre Einkäufe werden die Menschen bequem von ihrem “Zimmer aus alle Warenhäuser durchwandern” können und Reisende werden ihre Zeitung unterwegs nicht mehr lesen, sondern sie sich auf ihrem Apparat anhören. Durch das “Senden von Bildern und Photographien an sich in Bewegung befindliche” Verkehrsmittel werde man flüchtige Verbrecher endlich weltweit viel besser verfolgen können.

Und nicht zuletzt müssen künftig auch Liebes- und Ehepaare nie mehr wirklich voneinander getrennt sein, orakelte Sloss treffend, denn nun wüsste dank seines “Empfängers” jeder vom andern Partner, wo sich dieser gerade aufhalte. Selbstverständlich werden die beiden dann bei Bedarf auch jederzeit miteinander sprechen oder einander sogar sehen können.

Vor 110 Jahren, als auf den Strassen nebst den ersten Automobilen noch immer vorwiegend Pferdewagen fuhren, sah Sloss bereits die Videokonferenz und den Podcast voraus. Er prognostizierte die in Echtzeit mögliche Übermittlung von Bild, Text und Ton sowie die Tatsache, dass wir dank des für uns unverzichtbar gewordenen “Telephons in der Westentasche” rund um die Uhr lokalisier- und erreichbar sein werden. Enthusiastisch schliesst er seinen visionären Text mit der Überzeugung, dass die Wunder der drahtlosen Klang- und Datenübermittlung “das kommende Zeitalter zu einem grossartigen, unglaublichen machen” werden.

Welche grossartigen und unglaublichen Entwicklungen würde Sloss wohl heute auf die Frage, wie sich die Telekommunikation in den nächsten 100 Jahren entwickeln wird, prophezeien?

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